Ich hab Angst abgewiesen zu werden PDF Drucken E-Mail
Ich hab Angst abgewiesen zu werden

Hallo ,
ich (29) bin schwul und komme eigentlich aus Brandenburg und habe eine schwule Beziehung zu einem 22-jährigen (seit 1,5 Jahren, seit ich in Köln studiere). Es läuft in der Beziehung "so dahin". Mal geht es besser, mal schlechter. Wir beide brauchen uns einfach (damit ist jetzt weniger das Sexuelle gemeint). Wir beide können uns wohl ein Leben ohne den jeweils anderen nicht mehr vorstellen.

Nun ja, aber nun zum Problem. Ich bin ein sehr gefühlvoller Mensch, ich liebe Romantik, Zärtlichkeit. Ich brauche diese Momente auch sehr oft und viel, dazu gehört auch Sex - im Sinne von Liebe erfahren und geben. Mein Freund ist da einfach anders. 1x pro Woche Zärtlichkeit ist für ihn offenbar genug?! Wenn ich mehrmals pro Woche versuche, ihn zu streicheln etc., dann merke ich, dass er gar nicht will... Entweder er sagt dann, dass er gar keine Lust habe, oder er fängt auf einmal an, auszuweichen und intensiv über irgendetwas zu erzählen...
Ich hab mit ihm schon darüber geredet, dass mich das sehr verletzt, weil ich einfach das Gefühl habe, abgewiesen zu werden. Er hat sich entschuldigt und hat offenbar gemerkt, dass es mir echt weh tut... Er selbst beschreibt das als ,komisches Gefühl‘ in sich, eine Art Gefühl, das ihn einfach "lähmt", er möchte in dieser Situation am liebsten gar nix machen...
Nun ja, es ist für mich sehr schwer, weil ich dann einfach Angst habe, von mir aus Gefühle zu zeigen und ihm durch Zärtlichkeiten mitzuteilen, weil immer die Angst da ist, wieder "abgewiesen" zu werden...Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll... Ich möchte verstehen, warum das bei ihm so ist...

Ich wünsche mir so sehr, dass die Beziehung nicht an diesem Punkt scheitert, aber das Problem ist, dass einfach jedes Mal, wenn das passiert, ich "gefühlsmäßig einzufrieren“ beginne... Ich muss einfach meine Gefühle im Zaum halten und das ist für mich sehr sehr schwer...Bitte dich, gebt mir einen Tipp, wie ich versuchen kann - wie wir versuchen können - an diesem Problem zu arbeiten. Liebe Grüße und DANKE!!
David (29)

Du musst auch deine Gefühle nicht im Zaum halten.

Lieber David,
ich kann´s dir auch (noch) nicht sagen, warum das so ist (dazu müsste ich mit ihm im Gespräch in die Tiefe gehen), ich kann dir nur sagen, dass es ja eigentlich normal ist, dass man in einer jungen Liebesbeziehung sehr viel körperliche Nähe austauscht, und mit praktisch täglich Sex, dies weit häufiger stattfindet als bei euch. Ferner ist es auch so, dass normalerweise ein gesunder 22jähriger, der seinen Partner liebt, sehr viel mit ihm Sex haben will. Das ist bei deinem Freund also seltsam.

Entweder er liebt oder begehrt dich zu wenig (8 Jahre Altersunterschied?), oder er hat eine seelische Blockade, die irgendwo in der Kindheit "gesetzt" wurde, oder er hat ein verstecktes, aber ausgeprägtes Nähe-Problem. In der Regel sind es mehrere Faktoren, die zusammenwirken.
Was dich betrifft: du musst dieses Zu-Wenig an körperlicher Nähe ja nicht hinnehmen. Du musst dich fragen, ob du noch Jahre so weitermachen willst - oder ob du es wagst, deinem Freund zu sagen, er soll mit fachlicher Hilfe an die Ursachen rangehen (und wenn sich dann wochenlang nichts tut, sagst du ihm, dass du gehen wirst). Es würde ja schon viel helfen, wenn er wenigstens mal 1-2 Stunden bei einem Therapeuten oder Paarberater macht.

Du musst auch deine Gefühle nicht im Zaum halten. Du kannst ruhig zeigen, wie du dich fühlst - nur darfst du nicht erwarten, dass er dann auf dich eingeht, und zu mehr Zärtlichkeit oder Sex darfst du ihn auch nicht drängen. Aber ihn wissen lassen, wie du dich fühlst, dass darfst und sollst du sogar.


 

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