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marcusSchäm dich nicht und hab den Arsch in der Hose!


Fabian, 20 Jahre, Berlin

Mit diesem Erlebnis ist auf einmal alles klar. Noch vor dem ersten Sex und vor der ersten großen Liebe sagt er es seiner Mutter, den Freunden in der Schule und der Familie. Keiner nimmt Abstand, ist pikiert oder sogar entsetzt. Seine Mutter ist zwar traurig, dass sie keine Enkel haben wird, aber sonst hofft sie für ihn, dass er einfach glücklich wird. Egal, mit wem. „Meine Eltern hatten selbst genug schwule Freunde, für sie war Schwulsein nichts Abnormales“, erzählt er. Fabian ist heute 20 Jahre alt. Er sitzt auf einem schwarzen Ledersofa im Schöneberger Szenetreff Mann-O-Meter und trinkt Latte macchiato. Hier arbeitet er als Jugendgruppenleiter, um anderen Jungs bei ihrem Coming-out zur Seite zu stehen. Er selbst ist ein Beispiel dafür, wie glimpflich ein Coming-out ablaufen kann – und wie verschieden die Reaktionen aufs Schwulsein sind, jenachdem, wo man lebt.

Denn als Fabian 17 ist, beschließen seine Eltern aus beruflichen Gründen nach Hessen zu ziehen. Bumms. Er landet in einem Kaff. Erzählt erst mal nichts, passt auf seine Blicke auf, denn er merkt, dass es hier anders zugeht. Einmal testet er die Reaktion einer Bekannten. „Sie hat gesagt: Hör mit so etwas Ekligem auf.“ Das ist der einzige und letzte Versuch geblieben. Es folgt ein halbes Jahr ohne Offenheit, gute Laune und echte Freundschaft. Die Eltern merken das und erlauben ihm die Rückkehr nach Berlin, an seine alte Schule und in eine eigene Wohnung. Allein, sie selbst bleiben in Hessen, der Beruf.

Kurz und schmerzlos, es war mir total peinlich! Aber danach eigentlich nicht mehr! Um ehrlich zu sein, ich habe mich gefühlt, als wären mir 50 Tonnen Wackersteine vom Herzen gefallen! Ich lebe seitdem auch viel unbeschwerter, freier und kann jeden Augenblick genießen!

Mal abgesehen davon, dass ich bei meinem Coming-out etwas betrunken,... nagut, ziemlich betrunken war. Ganz zu schweigen von dem Getöse um den Weinwagen herum, musste ich nur mit dem Kopf nicken und damit war die Sache gegessen! Nun seid doch mal ehrlich zu euch selbst, eine Mutter weiß doch, wenn ihr Sohn schwul ist oder nicht! Die haben das im Blut, die können einem schon etwas ansehen, bevor man es überhaupt getan hat!

Aber so ganz auf die leichte Schulter sollte man das Thema ja doch nicht nehmen! Ich habe 2 Jahre gebraucht, bevor ich es sagen konnte! Nicht weil ich es nich selbst aktzeptieren konnte, wohl eher der Zweifel daran, dass meine Mutter mich noch akzeptieren würde! Es ist schwer, sich dazu durchzuringen und die Worte auszusprechen. Wichtig für mich war damals, dass ich Freunde hatte. Ich habe mit ihnen darüber gesprochen und sie haben mich akzeptiert und mir den gewichtigen Rückhalt gegeben, den ich mir selbst nicht geben konnte!

Also redet mit Freunden oder Angehörigen darüber, aber euren Eltern müsst ihr es schon selbst sagen.
Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie es von anderen erfahren und glauben, du würdest ihnen nicht vertrauen, auch wenn du es tust! Für sie wird es immer ein Misstrauensbeweis sein!

Also schäm dich nich deiner Selbst und hab den Arsch in der Hose, aber mach es selber und alleine. Keiner kann dich wegen dem, was du bist, verurteilen, du bist immer noch die selbe Person wie vorher!

 


 

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