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Eigentlich wie bei jedem guten Paar

Jasper und Lukas haben sich als Mann und Frau ineinander verliebt. Heute leben sie als Männer zusammen. Über eine ganz normale Beziehung zwischen den Geschlechtern.

Von Anne-Dore Krohn

Es hatte ganz am Anfang einmal diese Frage gegeben. „Würdest du mich auch lieben, wenn ich ein Mann wäre?“, hatte sie gefragt. Er hatte eine Weile überlegt, wie es seine Art ist, und gesagt: „Vielleicht, ja, das kann ich mir schon vorstellen.“ Als Lukas davon erzählt, kündigt er an, dass Jasper sich wahrscheinlich nicht daran erinnern wird. Und wenn man Jasper darauf anspricht, weiß er es tatsächlich nicht mehr so genau und muss lachen, weil das immer so ist, dass Lukas sich viel besser erinnert: an den Tag, an dem sie sich das erste Mal küssten. Was sie im Kühlschrank haben. An welchem Datum ihre Hochzeit war.

Wer zu Jasper und Lukas will, muss in ein Berliner Hinterhaus, in dem man die Stadt leicht vergessen kann. In der Wohnung ist kein Straßenlärm zu hören, aus den Fenstern sieht man in einen kleinen Garten, in dem Lukas Zitronenthymian gepflanzt hat, wilde Margeriten und Tomaten, die Black Prince und Green Zebra heißen. Auf dem Fensterbrett wachsen Setzlinge, im Regal stapeln sich DVDs mit amerikanischen Serien, an der Tür zum Wohnzimmer hängt ein Poster der Initiative „mehr-geschlechter.de“. Vor dem Sofa liegt Lukas' Hündin Laika, sie ist genauso alt wie ihre Beziehung.

Manche hatten Mitleid, andere waren sprachlos

Sie waren nicht sicher gewesen, ob sie noch einmal von den letzten Jahren erzählen wollten. Das Transthema nimmt seit etwa einem Jahr nicht mehr so viel Raum ein, Normalität sei ja auch nicht zu unterschätzen. Auf keinen Fall wollten sie wie Helden erscheinen, als ob Transsexualität ein anderes Wort für Katastrophe wäre, die sie zusammen überleben mussten. Aber dann entschieden sie, doch über ihre Liebe zu sprechen, die jetzt schon elf Jahre geblieben ist, obwohl sie zwischen einem Mann und einer Frau begann und inzwischen eine zwischen zwei Männern ist.

Es hatte viele Meinungen gegeben damals vor etwa sechs Jahren, als die Freunde und dann auch die Familien davon erfuhren. Manche hatten Mitleid, andere waren sprachlos. Jaspers Mutter versicherte sofort, dass alles gar kein Problem sei, mit Lukas' Eltern brach der Kontakt lange ab. Die wenigsten glaubten daran, dass sie ein Paar bleiben würden. Aber sie trennten sich nicht. Weil sie einfach immer weiter zusammenblieben.

 

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